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Es wird eine neue Klasse von kooperativen Prozessen bestimmt und
durch Beispiele betrachtet, deren Unterstützung durch das ASCEND
Designflow Model(ADM) erfolgen soll. Diesen Prozessen ist der Bedarf
nach Interaktion, Kooperation, kooperativer Nutzung gemeinsamer
Ressourcen, Delegation von Teilar-beiten, strukturierten und weniger
strukturierten Teilprozessen, Integration von Arbeitsergebnissen und
Abstimmung von Aktionen gemein. Daraus wird die Forderung an eine
geeignete Benutzerunterstützung abgeleitet, die den Nutzern die
geeignete Unterstützung in Form entsprechend konfigurierbarer
Dienste zur Verfügung stellt.
Es werden Technologien vorgestellt und bewertet, die Teile der
aufgestellten Forderungen erfüllen können. Der Schwerpunkt dieser
Untersuchung betrifft CSCW und Workflow-Management. Eine weitere
Klasse von Systemen zur Durchführung von Arbeiten sind
CAD-Frameworks, die spezialisierte Dienste für den technischen
Entwurf anbieten. Für die Realisierung der von uns gewünschten
flexiblen Zugriffsregelung werden außerdem einige Aspekte der
Agententechnologie betrachtet, insbesondere Verhandlungsprotokolle.
Aufgrund der so gewonnenen Erkenntnisse wird ein Lösungsansatz
präsentiert, der auf einer geeigneten Integration dieser
Technologien basiert.
Dieser Lösungsansatz wird durch das ASCEND Designflow Model
umgesetzt. Dieses Modell verwendet drei wesentliche Aspekte: ein
Aktivitätenmodell, einen Informationsraum und
Interaktionsprotokolle. Workflow-Management stellt eine ideale
Technologie für die Automatisierung der Steuerung von
strukturierten Teilprozessen dar. Das Aktivitätenkonzept ist eine
geeignete Basis zur Repräsentation von abhängigen
Arbeitsschritten. Daher werden diese Konzepte weitgehend in das ADM
integriert. Das Aktivitätenkonzept zur Modellierung und
Durchführung abgegrenzter Arbeitsschritte hilft die
Aufgabenverteilung und Vorgehensweise von Entwurfsprozessen, soweit
möglich, zu strukturieren. Bspw. nutzt die Delegations-Beziehung
des ADM Aktivitäten zur Spezifikation verschiedener Unteraufträge.
Außerdem werden sogenannte Workflow-Aktivitäten eingeführt, die
alle Eigenschaften eines Workflows übernehmen und innerhalb eines
Entwurfsprozesses ausgeführt werden können. Dadurch wird eine
geeignete Unterstützung gut strukturierter Teilprozesse erreicht.
Weiterhin werden primitive Aktivitäten zum Kapseln von
Werkzeuganwendungen und Groupware-Aktivitäten zur Durchführung von
wenig strukturierten Teilarbeiten eingeführt. Eine Besonderheit
stellen die Designflow-Aktivitäten dar, die durch sogenannte
Design-Primitive eine erweiterte Funktionalität realisieren. So
können anpaßbare Constraints angewendet werden, welche die
Abhängigkeiten zwischen den in einer Designflow-Aktivität
enthaltenen Ressourcen und Aktivitäten beschreiben. Durch die
weitgehende Definierbarkeit solcher Constraints, besteht die
Möglichkeit anwendungsspezifische Abhängigkeiten einzuführen und
eine flexible Ablaufunterstützung zu erreichen.
Aufgrund der Forderung nach frühem Austausch von gemeinsamen
Ergebnissen, der Bearbeitung gemeinsamer Daten und der
Abhängigkeiten bezüglich Daten und Ergebnissen, die in
verschiedenen Teilprozessen erarbeitet werden, ist eine Abstimmung
zwischen den am Prozeß teilnehmenden Personen notwendig. Dafür
wird die gemeinsame Nutzung von Ressourcen im Rahmen eines
gemeinsamen Informationsraums eingeführt. Dadurch können
unvorherbestimmte Abläufe über die Objektzugriffe koordiniert
werden.
Zur Durchführung und Abstimmung der Nutzung gemeinsamer Objekte
werden Protokolle in Konversationsmustern angewendet, die zum einen
eine gewisse Weise des Zugriffs vorschreiben, aber auch die
Möglichkeit zur Verhandlung anbieten. Diese Verhandlung, wie sie
bei konkurrierenden Zugriffen oder bei der Durchführung des
sogenannten Delegationsprotokolls auftreten, stellen ein mächtiges
Werkzeug zur Interaktion zwischen allen Entitäten des ADM dar, d.h.
zwischen Akteuren, Objekten und Aktivitäten. Die Effekte der
Interaktionen werden komplett durch das zugrunde liegende System
unterstützt, womit eine konsistente Behandlung ermöglicht ist. Die
flexible Einsetzbarkeit, die Anpaßbarkeit und die Erweiterbarkeit
der Protokolle ermöglicht einen hohen Grad der Anpassung des ADM an
verschiedenste kooperative Prozesse.
Damit unterstützt das ADM zum einen Entwurfsprozesse, die teilweise
gut strukturiert sind. Zum anderen erlauben die eingeführten
Entwurfskonstrukte (bspw. Delegation, Objektzugriffe und
Constraints), auch schwächer strukturierte Teilprozesse und damit
ein wesentliches Merkmal des Entwurfs bzw. der in dieser Arbeit
anvisierten kooperativen Prozesse zu unterstützen. Somit wird
erreicht, daß die passendste, unterstützende Technologie für den
jeweiligen Teilprozeß verwendet werden kann. Dadurch werden die
verschiedenen Anforderungen bezüglich koordinativer, wie auch
kooperativer Zusammenarbeit erfüllt.
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